Nachhaltiger Kleiderkonsum – so geht das

Es gibt durchaus Wege, gut auszusehen, ohne dafür Umwelt und Mitmenschen zu belasten.

Leute machen Kleider

Alles neu macht der Mai…und der August, September, Oktober. Herr und vor allem Frau Schweizer kaufen jährlich rund 60 neue Kleiderstücke. Viele davon landen ungetragen im Abfall. Das ist ziemlich tragisch, denn die Kleiderindustrie, allem voran die berüchtigte Fast Fashion, trägt zu einem beachtlichen Teil zum globalen CO2-Ausstoss bei. Das Färben von Kleidern führt in den allermeisten Fällen zu massiven Wasser- und anderen Umweltverschmutzungen und der Anbau von Rohmaterialien wie Baumwolle verbraucht viel Wasser. Für die Herstellung einer Jeans beispielsweise wird insgesamt rund 7500 Liter Wasser benötigt. Polyester braucht für die Herstellung Steinkohle, Kalk, Erdöl und Erdgas. Beim Waschen setzt es Mikroplastik frei, welches ins Wasser gelangt und Mensch und Tier schadet.

Doch es gibt eine gute Nachricht: Als Konsumenten können wir die Nachfrage und somit das Angebot steuern. Verzicht ist dabei nicht die einzige Lösung.

Kleiderkauf reduzieren – und wenn doch, dann auf Qualität setzen

Am effektivsten ist es natürlich, den Kleiderkauf einzuschränken. Die Verlockung ist gross, sich mit einem neuen Kleidungsstück eine Freude zu machen. Aber fragen Sie sich vor jedem Gang zur Kasse oder vor jedem Klick in den Einkaufskorb, ob Sie das Stück wirklich brauchen und wie oft Sie es wohl tragen werden. Im Kopf kurz durchgehen, wie viele ähnliche Kleidungsstücke schon im Kleiderschrank liegen, hilft bei dieser Einschätzung. Stellen Sie sich vor, was Sie mit dem gesparten Geld alternativ machen können.

Weniger ist mehr bedeutet nicht ein kompletter Verzicht. Der Belohnungseffekt ist aber höher, wenn wir auf kurzfristige Anschaffungen verzichten und uns stattdessen zum geeigneten Zeitpunkt etwas Hochwertiges leisten (Effekt von der Autorin getestet und für wahr befunden). Die Freude am erworbenen Stück währt dann auch länger, schliesslich hat man es sich wirklich verdient. Wenn wir etwas erwerben, das einen gewissen Preis hat, überlegen wir dessen Anschaffung besonders gut und kaufen nur, was auch wirklich überzeugt und passt. Kleidung aus ökologisch produzierten Naturfasern ist in der Regel teurer, aber sie lohnt sich. Qualität lohnt sich.

Steht auf dem Etikett „Made in Bangladesh“ bedeutet das zwar, dass das fertige Kleidungsstück aus diesem Produktionsland stammt, vom Rohstoff über Halbfabrikate bis zur Produktion hat die Ware in der Regel aber einen sehr viel weiteren Weg hinter sich – mitunter um die halbe Welt. Der Kauf von lokal hergestellten Kleidern reduziert diese Odyssee wesentlich.

Kleider schonend waschen, um ihre Lebensdauer zu verlängern

Kaum jemand mag ausgewaschene und ausgeleierte Kleider tragen. Oftmals waschen wir die Kleider schon bevor sie überhaupt schmutzig sind. Natürlich gehören miefige und fleckige Textilien in die Maschine, aber ein Pullover kann durchaus mehrfach getragen werden, dito eine Hose – auslüften reicht. Überlegen Sie sich, ob das Kleidungsstück wirklich gewaschen werden muss oder ob ein weiteres Mal tragen drin liegt, ohne sich selber und die Mitmenschen mit olfaktorischer Belästigung zu piesacken. Auf diese Weise schonen Sie die Kleidung und verlängern die Lebenszeit. Wenn das gute Stück in die Maschine soll: Schonend waschen hilft, dem vorzeitigen Altern vorzugreifen. Drehen Sie die Kleider auf die linke Seite und verwenden Sie umweltschonende Waschmittel. Was die Umwelt schont, ist auch für Wäsche gut. Benutzen Sie ein Wäschenetz und füllen Sie die Trommel nicht bis ganz oben. Je weniger die Textilien scheuern, umso besser. Verringern Sie die Schleuderzahl, das reduziert das Scheuern ebenfalls. Moderne Waschmaschinen von Huwa verfügen über besonders schonende Trommeln. Die 3D-Wäschetrommel beispielsweise sorgt mit ihren sechs Mitnehmern dafür, dass die Wäsche schonend und doch sauber gewaschen wird.

Handarbeit ist Trend – kaputte Kleidungsstücke flicken statt wegwerfen

Um den Wahnsinn des ausufernden Kleiderverbrauchs zu stoppen, macht es Sinn, zu Nadel und Faden zu greifen. Stricken und Häkeln liegen im Trend, wieso also nicht auch die Tradition unserer Grossmütter aufnehmen und zumindest Kleider, welche kleinere Blessuren erlitten haben, wieder flicken? Die Befriedigung, das liebe Stück eigenhändig geflickt zu haben, ist alleweil grösser als es der Klick auf den Bestellbutton im Onlineshop jemals sein wird. Und wem das Talent im Umgang mit dem Nähwerkzeug komplett abgeht, sollte den Gang zur nächsten Schneiderei unter die Sohlen nehmen. Ist gesund und nachhaltig.

Kleider rezyklieren ist auch eine gute Sache. Wir alle kennen die Textilsammelsäcke, welche frei ins Haus geliefert werden. Abnehmer wie Caritas oder Texaid bereiten die Kleidungsstücke auf und verkaufen sie oder verteilen sie an bedürftige Menschen. Problematisch ist es, wenn die gesammelten Stücke in andere Teile der Welt verfrachtet und dort auf einen riesigen verrottenden Haufen geworfen werden. Heute gibt es viele Ansätze, den guten Stücken ein zweites Leben zu verschaffen. Secondhandläden, Flohmärkte und Kleiderbörsen sind die Klassiker. Weil der Onlinehandel boomt, gibt es mittlerweile auch Secondhand-Onlineshops. Oder Kleidertauschevents. Warum nicht einen Kleidertauschabend mit Freunden organisieren? Sinnvolles tun und Spass haben müssen sich ja nicht ausschliessen. Und wem das alles zu kompliziert ist: Die meisten unserer Kleiderschränke sind so vollgestopft, dass es sich lohnt, darin zu stöbern. Wetten, dass sich sogar im eigenen Heim Kleider finden, welche man schon lange aus dem Sinn hatte? Nehmen Sie sie hervor und tragen Sie sie mal wieder. Schliesslich wiederholt sich die Mode eh alle paar Jahre.

Quellen:

https://www.wwf.ch/de/stories/7-tipps-fuer-einen-nachhaltigen-kleiderkonsum

https://umweltberatung-luzern.ch/themen/konsum-abfall/konsum/alltagskonsum/nachhaltiger-kleiderkonsum

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/tauschen-teilen-reparieren-10-alternativen-zum-kleiderkonsum-30168056.html

https://www.texaid.ch/de/

https://kleiderberg.ch/

https://secondhandkiste.ch/